Als Boris Johnson am Freitag mit seiner Frau Carrie zum Gottesdienst in der St.-Pauls-Kathedrale zu Ehren der Queen erschien, wurde die Menschenmenge an den Absperrungen unruhig. Und dann, als die Johnsons die Treppe hinaufstiegen, war es nicht mehr zu überhören: Die Leute buhten Johnson aus. Ein Tory-Premierminister, der von Menschen ausgebuht wird, die der Queen wohlgesonnen sind, hat ein Problem. Royalisten und Konservative kommen aus der gleichen Zielgruppe.
Konservative und Johnson-Wähler eigentlich auch, jedenfalls war das im Dezember 2019 so, als die Tories mit Johnson an der Spitze eine 80-Sitze-Mehrheit gewannen. Aber zweieinhalb Jahre sind eine lange Zeit, in der Politik zumal. Boris Johnson ist in dieser Zeit vom Wahlsieger zum Risiko geworden, vom Spielmacher zum Auswechselspieler. 211 Mal "Yes" im Misstrauensvotum am Montagabend mag bedeuten, dass die Tories ihrem Premier zumindest mathematisch das Vertrauen aussprachen. Aber Mathematik allein dürfte kaum genügen, um Johnsons Kritiker zu beruhigen. Zumal zur Rechnung auch gehört, dass auf der anderen Seite 148 Gegenstimmen stehen: mehr, als Theresa May einst hinnehmen musste.